Energieautarkie in der Praxis
Wie kann eine unabhängige Energieversorgung in der Praxis aussehen? Dieser Frage geht das Energieautarkie-Netzwerk der Handwerkskammer für Unterfranken nach, in welchem sich Vertreterinnen und Vertreter von rund 20 unterfränkischen Handwerksbetrieben zusammengeschlossen haben. Sie wollen durch Fachvorträge, gemeinsamen Erfahrungsaustausch und Exkursionen Möglichkeiten und Technologien erkunden, um sich unabhängiger von fossilen Energieträgern aufzustellen und Energiekosten zu sparen.
PV und Wasserstoff im Fokus
Im Mittelpunkt der letzten Netzwerkveranstaltung Anfang Februar standen Photovoltaik, Wasserstoff und Stromspeicher. Im Einsatz sind diese Technologien beispielsweise im Wohn- und Geschäftshaus des Gründers des Rhön-Klinikums Eugen Münch in Bad Kissingen, das Ziel der aktuellen Netzwerk-Exkursion war. Dieter Esau, Inhaber der ADITES GmbH aus Bad Neustadt a. d. Saale, der mit seinem Elektrobetrieb in das Bauprojekt eingebunden war, erläuterte den Netzwerkmitgliedern bei einer Führung vor Ort die Besonderheiten.
Neben unterschiedlichen Arten von Photovoltaik-Modulen und integrierter PV, gab er Einblicke in die verbaute Technik, die nur mit einem ausgefeilten Mess- und Sensorkonzept funktionieren kann und für das im Gebäude rund 140 Kilometer Kabel verlegt wurden. Besonderes Augenmerk lag vor allem auf den Wasserstoffkraftwerken der Firma HPS, die in dem Gebäudekomplex installiert sind. Sie wandeln Sonnenenergie mittels Elektrolyse in Wasserstoff um, die dabei entstehende Abwärme wird der Warmwasserbereitung zugeführt. Bei Bedarf kann der Wasserstoff zudem mittels einer integrierten Brennstoffzelleneinheit zurückverstromt werden, womit auch an sonnenärmeren Tagen im Winter weiterhin selbsterzeugter Strom verfügbar ist. Im Anschluss erläuterte Dieter Esau am Standort Bad Neustadt a. d. Saale den Netzwerkmitgliedern die Autarkiemaßnahmen, die er in seinem eigenen Unternehmen umgesetzt hat – darunter Ladestationen für Elektrofahrzeuge mit Photovoltaik- und Speichertechnik, spezielle Isolierungen an der Gebäudehülle und eine Wärmepumpe.
Langer Weg zu vollkommener Autarkie
"Die umgesetzten Projekte zeigen, dass anhand vorhandener Technologien ein hoher Grad an Energieautarkie realisiert werden kann. Die ersten 70 Prozent Energieautarkie können bei geeigneten Flächen schnell erreicht werden. Um die restlichen 30 Prozent zu erreichen, bedarf es in der gezeigten Kombination und Komplexität speziellen Expertenwissens und vor allem hoher Investitionen, um auch die letzte Lastspitze abfangen zu können", resümiert Tatjana Horst, Beauftragte für Innovation und Technologie (BIT) der Handwerkskammer für Unterfranken.
Über die Kosten, rechtlichen Rahmenbedingungen und finanzielle Förderungen diskutierten die Netzwerkmitglieder auch beim abschließenden Austausch kritisch. "Nicht nur die bürokratischen Hürden und die Lieferzeiten einzelner Komponenten, auch der energiepolitische Kurs erschweren die Bestrebungen der Handwerker. Trotzdem beschreiten sie den Weg in Richtung Energieautarkie konsequent und aus Überzeugung", so Tatjana Horst.
Energieautarkienetzwerk der Handwerkskammer für Unterfranken
Strom und Wärme selbst erzeugen, unabhängiger von externen Anbietern und fossilen Energieträgern werden – um energieautark zu wirtschaften gibt es für Unternehmen verschiedene Möglichkeiten. Diese zu ergründen und in der Praxis umzusetzen ist Ziel des Energieautarkienetzwerkes der Handwerkskammer für Unterfranken. Ihm gehören rund 20 Unternehmen an, die sich regelmäßig treffen und über aktuelle Technologien, Möglichkeiten und Grenzen austauschen.
Ansprechpartnerin:
Beauftragte für Innovation und Technologie, Umwelt- und Energie (BIT)
Tel. 0931 30908-1168
Fax 0931 30908-1668